Erpressung 2.0 – Wie “InvestmentWeek” unangenehme Berichte mit neuen Drohungen unterdrücken will
In einem früheren Artikel hatten wir die fragwürdigen Praktiken der dubiosen, aus Singapur betriebenen Plattform “InvestmentWeek” offengelegt.
Unsere Recherchen hatten ergeben, dass die Plattform unter irreführenden Flagge offenbar tatsächlich aus Deutschland heraus ein System betreibt, bei dem negative Berichterstattung durch Zahlungen entfernt werden kann. Zudem hatten wir festgestellt, dass viele ihrer Inhalte möglicherweise KI-generiert oder aus anderen Quellen übernommen wurden.
Wir hatten zudem eine einstweilige Verfügung gegen InvestmentWeek erwirkt, die der Plattform untersagt, ihre unseriösen Methoden gegen unsere Mandanten weiterzuführen.
Einzelheiten dazu hier:
Anstatt Einsicht zu zeigen, entschied sich InvestmentWeek für eine aggressive Gegenreaktion – in Form einer pseudonymen E-Mail voller Drohungen, falscher Behauptungen und fragwürdiger Forderungen.
Die Nötigung nach der Erpressung
In einer uns gestern zugegangenen E-Mail behauptet ein Herr “Maximilian Berger” (“Partner”), unser Artikel enthalte “schwerwiegende falsche Tatsachenbehauptungen” und stelle eine rufschädigende Berichterstattung dar.
Man werde “unmittelbare” rechtliche Schritte dagegen einleiten und die aktive Berichterstattung zulasten unseres Mandanten wieder aufnehmen und vertiefen, falls wir die Löschung des Beitrages nicht spätestens bis zum 20. Februar, 20:00 Uhr schriftlich bestätigten:
Um es kurz zu sagen, die Vorwürfe in der offensichtlich mit ChatGPT erstellten E-Mail (wer viel mit ChatGPT arbeitet, weiß, dass die KI-Arbeitsergebnisse gerne den auch hier vereinzelten Fettdruck und Stichpunkte enthalten) sind unzutreffend, die Drohungen damit haltlos.
Auffällige Ungereimtheiten: Kein Impressum, ominöser Absender
Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist der formale Aufbau der E-Mail. Weder enthält sie ein Impressum noch eine nachvollziehbare Absenderidentität. Sie ist unterzeichnet von einem gewissen “Maximilian Berger” – einer Person, zu der keine offiziellen Verweise existieren. Dieser Umstand wirft weitere Fragen auf: Wer steckt wirklich hinter dieser Mitteilung? Ist Herr “Berger” nur ein Pseudonym oder gar eine fiktive Identität?
Eigenartige Offenheit: InvestmentWeek gibt seine Motive preis
Besonders entlarvend ist eine Formulierung in der E-Mail, die belegt, dass es “InvestmentWeek” entgegen der Beteuerungen tatsächlich nicht um echte journalistische Arbeit geht: Man habe “eigentlich kein gesteigertes Interesse daran, über unseren Mandanten zu berichten” – und doch wird genau dies nun als Druckmittel eingesetzt. Diese Aussage offenbart, dass Berichterstattung nicht dem öffentlichen Interesse, sondern als strategisches Instrument, um Druck auszuüben.
Wer Berichterstattung gezielt einsetzt, um Kritiker gefügig zu machen, hat mit unabhängigem Journalismus nichts mehr zu tun. Damit fällt auch die Behauptung, sie folge “höchsten journalistischen Standards”, in sich zusammen. Wer Pressearbeit betreibt, droht nicht mit Repressalien.
Dass der Missbrauch eines Blogs als Nötigungsmittel im Rahmen einer (versuchten) Erpressung rechtswidrig ist, hat der BGH bereits im Jahre 2021 entschieden (BGH, Urteil v. 29.6.2021, Az. VI ZR 10/18). Wir berichteten:
Der Versuch, sich mit Drohungen aus der Affäre zu ziehen
“InvestmentWeek” scheint zu glauben, dass man Kritiker durch Einschüchterung mundtot machen kann. Doch die versandte E-Mail bestätigt im Grunde nur die in unserem ersten Artikel erhobenen Vorwürfe. Statt sich inhaltlich zu verteidigen, versucht man erneut, durch Drohungen und Einschüchterung Druck auszuüben. Der Mechanismus scheint klar: Wer zahlt, wird verschont – wer sich wehrt, muss mit Gegenangriffen rechnen.
Geschäftsmodell “Journalismus”
Diese fragwürdige Strategie reiht sich ein in das bekannte Muster unseriöser Plattformen und käuflicher “Investigativjournalisten”: Unternehmen werden auf dubiosen – häufig von ausländischen (Briefkastenfirmen) betriebenen – Internetseiten mit rechtswidriger “Berichterstattung” öffentlich diffamiert. Reagiert das Unternehmen mit (rechtlichen) Schritten, werden fragwürdige Vergleichsangebote gemacht oder gar – wie hier – ganz offen Zahlungen gefordert und im Gegenzug die Löschung der Äußerungen angeboten.
Kritiker dieser Machenschaften werden sodann mundtot gemacht, Vorwürfe verwischt und mit Drohungen Angst geschürt.
Ermittlungen laufen bereits
Wir stehen in engem Austausch mit der Presse, die die Machenschaften der hinter der Plattform stehenden Personen bereits verfolgt. Die neuen Erkenntnisse werden wir in die laufenden Ermittlungen einfließen lassen. Wir werden weiterhin über die Machenschaften von InvestmentWeek berichten – und lassen uns nicht zum Schweigen bringen.
Es bleiben weitere spannende Fragen: Wer genau wird die angedrohten “rechtlichen Schritte” gegen uns einleiten? Das Unternehmen aus Singapur? Herr Maximilian Berger persönlich? Wo wäre Gerichtsstand? Welches Recht wäre anwendbar? Wir sind gespannt.