ProSiebenSat.1 Media AG: Pro Urheber, Anti Youtube

Nachdem in der Zeitung „DIE ZEIT“ sich Künstler, Autoren und Journalisten für den Schutz des Urheberrechts stark machten und ihre Unterschriften dazu leisteten, schließt sich jetzt eines der größten deutschen Medienunternehmen der Forderung nach mehr Schutz für Urheber und Rechteinhaber an und nannte als Negativbeispiel Google und Youtube.

Anlässlich der ordentlichen Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2011 des Unternehmens ProSiebenSat.1 Media AG hielt Thomas Ebeling (Vorstandsvorsitzender) am 15.05.2012 eine Rede, die im mittleren Teil für Überraschungen sorgte. Zunächst erfolgten die üblichen Themen, welche man in einer Jahreshauptversammlung erwartet. Wie steht das Unternehmen da, wie sind die Quoten, befindet es sich im Wachstum. Doch plötzlich erhob Herr Ebeling den drohenden Zeigefinger.

[…]Heute möchte ich stattdessen auf ein anderes, viel wichtigeres Thema eingehen, weil es die gesamte Branche bedroht: Google.

[…] Google profitiert zudem bei YouTube von massenhafter Verletzung des Urheberrechts und unternimmt zu wenig, um dagegen vorzugehen.

Worauf ich hinaus möchte: Die deutsche und die europäische Kreativ-Wirtschaft stellen sich gern dem Wettbewerb mit einem Unternehmen, das aus unserem Alltag kaum wegzudenken ist. Aber nur, wenn für alle die gleichen Regeln gelten – und wenn diese Regeln auch von allen eingehalten werden. Dazu gehört primär der Schutz des geistigen Eigentums. Denn egal ob Sie, meine Damen und Herren, eine Zeitung lesen, ein Musikstück hören oder einen Fernsehfilm sehen: dahinter stehen immer der Erfindungsreichtum und die Arbeitsleistung von kreativen Menschen, die geschützt werden müssen. Vor wenigen Tagen haben in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ viele Künstler, Autoren und Journalisten einen Aufruf unterzeichnet, dem wir uns nur anschließen können: Der Diebstahl geistigen Eigentums im Internet muss aufhören!

Zurück zum Fernsehen![…]

http://prosiebensat1.de/media/3479778/rede_hv%202012.pdf

Die Debatte ist wichtig

Es lässt sich in den letzten Wochen vermehrt feststellen, dass sich in den Medien immer mehr Urheber und Rechteinhaber zu Wort melden. Meiner Ansicht nach ist diese Entwicklung zu begrüßen, denn nur wenn man beide Seiten in der Debatte um das Urheberrecht hört, wird man fähig sein sich eine eigene Meinung zu bilden, die beide Interessen berücksichtigt. Der von mir fett gekennzeichnete Satz, zeigt meines Erachtens sehr deutlich das derzeitige Problem: Man ist im Alltag mit vielen verschiedenen Medien konfrontiert (sog. „Medienflut“) und findet sie selbstverständlich. Dass hinter der Branche Menschen stehen, die wertvolle kreative Arbeit leisten, reflektieren die meisten beim Radiohören, Fernsehschauen, Internetsurfen oder Buchlesen gar nicht mehr. Umso wichtiger erscheint es mir, dass die Debatte um das Urheberrecht nicht einseitig geführt wird und sogar so marktbeherrschende Unternehmen wie die ProSiebenSat.1 Media AG, darauf hinweisen, dass sie sich trotz gefestigter Position am Markt durch Internetunternehmen bedroht sehen.

Auffällig ist, dass in der Rede von einem Wettbewerb zwischen Kreativwirtschaft und Google als Internetunternehmen die Rede ist, während Wettbewerb immer das Streben zweier Unternehmen nach einem Ziel bezeichnet. Da in der Debatte um das Urheberrecht der sogenannten Internetfreiheit gegenüber steht, würde man eigentlich davon sprechen, dass kein gemeinsames Ziel verfolgt wird und folgerichtig auch der Begriff des Wettbewerbs zu verneinen wäre. Dass Herr Ebeling dennoch diesen Begriff wählte, lässt sich wohl als Kampfansage verstehen. (jr)

(Bild: © imageteam – Fotolia.com)

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