Ab März können sich Esportler aus aller Welt über das neue, deutsche Esport-Visum freuen. In den Ländern, in denen Esport bereits als Sport anerkannt ist, bedarf es einer solchen Sonderregelung nicht.
Das macht Deutschland durch seine Einführung des Esport-Visums einzigartig und hat den Vorteil, ebenfalls im internationalem Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Deutsche Esportler interessiert aber die Ausreise und somit die Einreise in andere Länder, um dort an Wettkämpfen oder Turnieren teilzunehmen oder gar ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Das ist zum Beispiel in den USA und China möglich. Wie? Das erklären wir Ihnen hier.
USA als internationaler Austragungsort von Esport
Mit LCS Spring (League of Legends), Los Angeles Major (Dota 2), DreamHack (CS:GO) und Fortnite DreamHack Anaheim verspricht 2020 für die USA ein gutes Esport Jahr zu werden. Allein beim LCS Spring werden $ 200.000 ausgespielt. Dass die USA ein beliebter Austragungsort für internationale Esport Veranstaltungen ist, ist unter anderem der rechtlichen Gleichstellung von Esportlern und traditionellen Sportlern und der vereinfachten Einreise zu verdanken.
Schon seit langem erhalten international anerkannte Sportler einen Immigrantenstatus in den USA, der ihnen erlaubt, dort bis zu 10 Jahre erwerbsmäßig als Berufssportler tätig zu sein. Bis 2013 galt für Esportler die Regelung, dass ihnen ein kurzweiliger Aufenthalt unter Beantragung eines B-Besuchervisums möglich war. Damit konnten sie zwar an Turnieren teilnehmen und auch Preisgelder einziehen, sie durften sich jedoch nicht längerfristig in den USA niederlassen, um z.B. bei einem US-Team als Arbeitnehmer tätig zu werden.
Sportlervisum gilt auch für Esportler
Seit 2013 haben professionelle Esportler nun die Möglichkeit – gleich den Sportlern – eine Aufenthaltsgenehmigung bis zu 5 Jahren, mit Erweiterung sogar bis zu 10 Jahren, zu erhalten. Das U.S. Citizenship and Immigration Services (USCIS), die zentrale Einwanderungs- und Ausländerbehörde der Vereinigten Staaten, erkennt Esportler bei der Beantragung des sog. P-1A-Visums, das bis dahin nur für international anerkannte Athleten oder Sportmannschaften galt, um an einer Veranstaltung von internationalem Rang teilzunehmen, gleichwertig als Sportler an.
Da das P-1A-Visum auch als Arbeitsvisum verstanden wird, muss der offizielle Antragsteller („Petitioner“) immer das US Unternehmen oder die US Organisation (z.B. Esport Team) sein, bei dem der Esportler während seines Aufenthaltes beschäftigt sein wird. Ohne ein konkretes Arbeitsplatzangebot ist eine eigenständige Beantragung durch die ausländische Person also nicht möglich. Dem vorausgehend ist die Bescheidung des zuständigen US Berufsverbandes, dass der Arbeitsaufnahme grundsätzlich nichts entgegensteht. Danach muss der internationale Bekanntheitsgrad des Esportlers nachgewiesen werden. Das ist zum Beispiel durch Teilnahmen ein internationalen Turnieren, Auszeichnung, Qualifikationsbescheinigung des Fachverbands (in Deutschland ESport-Bund-Deutschland), Medienberichte und Auszeichnungen möglich. Da die USCIS jeden Einzelfall individuell bewertet, können keine festen Kriterien gebildet werden. Feststeht jedoch, dass der Antrag eher genehmigt wird, wenn viele Nachweise vorliegen. Als Ausschlusskriterium gelten mangelnde Kompetenzen des Antragstellers.
Drei Schritte des P-1A-Antrages:
- Der zustände US Berufsverband bzw. US Gewerkschaft stellt ein Gutachten (Consultation) aus, das bestätigt, dass der temporären Arbeitsaufnahme grundsätzlich nichts entgegensteht.
- Der US Arbeitgeber reicht seine Petition bei der USCIS ein, die den Arbeitsvertrag und die Belege über die sportlichen Leistung enthält.
- Sobald die USCIS dem Antrag zugestimmt hat, wird das eigentliche Visum im Reisepass schließlich beim US Konsulat des Landes beantragt, in dem der Antragsteller aktuell seinen Lebensmittelpunkt hat. Bei diesem sog. Konsularverfahren müssen Personen zwischen 14-79 Jahren bei einem Interview persönlich vorsprechen.
Was sich nach einem langwierigem und komplizierten Verfahren anhört, hat tatsächlich nur eine Bearbeitungszeit von 2-4 Monaten. Sollte es dennoch schneller gehen, kann der Antragsteller gegen eine erhöhte Gebühr eine „Expressprüfung“ beantragen. Je professioneller der Esportler organisiert ist, umso leichter gelingt ihm positive Bescheinigung seines Antrages.
Nice to Know:
- Das P-1A-Visum, verknüpft mit dem P4 Visum, schafft erleichterte Einreisebedingungen für Ehegatten und ledige Kinder bis 21 Jahre.
- Das P-1A-Visum kann auch für das „Supportpersonal“ (wie Trainer, Manager, Betreuer etc.) des Sportlers beantragt werden.
Esport in China als Beruf
So ähnlich stellt auch China seit 2018 Esport Visen aus. Im Herbst 2018 wurden in Shanghai erstmals Guidelines für die Registrierung und das Management als Esport-Athlet eingeführt. Die über 18 Jahre alten Antragsteller mussten für eine positive Bescheinigung den Arbeitsvertrag bei einem chinesischem Esport-Verein/Team vorlegen, der in einem der fünf festgelegten Esporttiteln aktiv ist: League of Legends, Dota 2, Hearthstone, Warcraft III und FIFA Online 4. Der Esportler wurde daraufhin in einem System registriert, das ihm erlaubt, für chinesische Nationalteams ausgewählt zu werden. Außerdem bekam er Unterlagen zur Verfügung gestellt, die ihm weitere Auslandsaufenthalte erleichterten, da sie einen offiziellen Athletenstatus bewiesen (zum Beispiel wie oben beschrieben unter anderem als Nachweis für die Einreise in die USA). Der Esportler konnte dann 3 Jahre an dem registrierten Standort verweilen.
Nachdem das Team China bei den Asienspielen 2018 die Gold- und Silbermedaillen gewann, wurde Esport schließlich Anfang 2019 sogar offiziell als Beruf anerkannt. Nun genießen alle Esportler dort erweiterte Arbeitsrechte, Freizügigkeit (nicht mehr wie noch 2018 an den registrierten Standort gebunden) und den erleichterten Zugang zu Arbeitsvisen anderer Länder (z.B. USA).
Internationalität als Wirtschaftsfaktor
Egal, ob Deutschland, China oder USA, jedes Land verspricht sich durch die Gleichbehandlung von Esportler und Sportlern im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu sein und so die besten Talente der Esportszene für sich zu gewinnen. Die Aufgeschlossenheit Esportlern gegenüber symbolisiert dem Ecosystem die Bereitschaft des Landes, die Leistung der Esportler anzuerkennen und für den Esport-Markt offen zu sein. Außerdem sind internationale Erfolge für den Esportler Karrierebooster.