Die Handball Bundesliga (HBL) hat die audiovisuellen Verwertungsrechte der Handball-Bundesliga für die Spielzeiten 2023/2024 bis einschließlich 2028/2029 neu vergeben. Käufer ist S Nation Media, eine neue Sport-Streaming-Plattform der Axel Springer SE und des ehemaligen CEO der DFL Deutsche Fußball Liga, Christian Seifert. Das Rechtepaket beinhaltet 306 Saisonspiele der Liqui Moly HBL, alle Spiele der 2. Handball-Bundesliga, alle DHB-Pokalwettbewerb-Spiele sowie den Pixum Super Cup.
Die Lizenzentgelte sollen sich auf rund 60 Millionen Euro belaufen, der Rest entfällt auf die TV-Produktion und Marketingmaßnahmen. Der Vertrag wird durch eine Patronatserklärung des Axel-Springer-Konzerns abgesichert. Mitte Mai hatte die Handball-Bundesliga-GmbH die Vergabe der Verwertungsrechte für die 1. und 2. Handball-Bundesliga und den DHB-Pokalwettbewerb ausgeschrieben. Davor lagen die Rechte beim Anbieter Sky, der ebenso wie die Telekom als Mutterkonzern der Streaming-Plattform MagentaTV ein Angebot abgab.
Nach Medienberichten erhält die HBL von der übernächsten Saison an bis zur Spielzeit 2028/29 rund zehn Millionen Euro pro Jahr für das Rechtepaket. Dies bedeutet eine erhebliche Einnahmensteigerung für die HBL.
S Nation Media plant nach eigenen Angaben, eine Sublizenz für ausgewählte Live-Spiele und zusammenfassende Berichterstattung an ARD und ZDF zu vergeben. Der ARD-Sportkoordinator hat öffentlich erklärt, die ARD plane wie in der jüngeren Vergangenheit die Übertragung von vier Live-Spielen im Ersten. Geplant sind Ausstrahlungen von Handball-Partien im Ersten, aber auch im Dritten Programm.
Wie funktionieren Lizenzen für Sport und die Vergabe von Medienrechten?
Im Fußball werden die medialen Verwertungsrechte für Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga sowie für den Supercup und der Relegation durch die DFL Deutsche Fußball Liga GmbH vergeben.
Die Vereine übertragen die mediale Vermarktung der Spiele auf die Deutsche Fußball Liga e. V. (DFL), die die nationalen Übertragungsrechte von Live-Spielen, Live-Konferenzen und der nachgelagerten Berichterstattung bündelt und zentral gegenüber den Medienverwertern anbietet.
Die Vergabe erfolgt für vier Jahre in einem offenen Vergabeverfahren. Die Ausschreibung zu der Vergabe wurde vom Bundeskartellamt geprüft. Es werden Bewegtbild-Rechte zur Live-Verwertung sowie zur zeitversetzten Verwertung für Satellit, Terrestrik, Kabel/IPTV, Web und Mobile vergeben. Außerdem werden Rechte zur Radio-Berichterstattung, unter anderem für UKW, Web und Mobile vergeben sowie Rechte zur Ausstrahlung von Bewegtbild über digitale Außenwerbefläche im öffentlichen Raum. Die Rechte sind in verschiedene Live- und Highlight-Paketen zusammengefasst.
Was ist bei der Vergabe zu beachten?
Das Vergabeverfahren läuft so ab: Interessierte Unternehmen müssen sich registrieren und erhalten dann einen so genannten „Procedure Letter“. Dieser beinhaltet den Zeitplan und die Regeln der Ausschreibung, den Modus der Angebotsabgabe und die Zuschlagskriterien. Am Ende eines Auktions- und Vergabeverfahren werden die Rechteinhaber durch eine Vergabeentscheidung bestimmt.
Das Vergabeverfahren unterscheidet sich von Vergaben durch öffentliche Auftraggeber. Es ist weniger öffentlich und daher weniger transparent und übersichtlich für Bieter. Anders als bei einer Vergabe durch einen öffentlichen Auftraggeber sind auch weniger Vergabedokumente öffentlich. Anwaltlicher Rat und anwaltliche Begleitung sind daher unabdingbar für interessierte Bieter.
Freier Bieterwettbewerb bei Vergaben nützt allen. Deshalb ist der HBL und allen Beteiligten zu dem mutigen Schritt zu gratulieren, die Verwertungsrechte an eine neue Plattform zu vergeben.