Sperrung im Google Play Store – über die Macht Googles
Ein weit verbreitetes Hobby: Die Fußball-Tipp-Runde.
Freunde oder Kollegen schließen sich zusammen, geben ihre Tipps ab und erwarten mit Spannung den kommenden Spieltag. Wer hat die besten Tipps abgegeben? Wer wird der saisonale „Fussball-Tipp-Guru“?
Viele Fußball-Tipper nutzen die Kicktipp-App von Herrn Janning Vygen. Wer die App aber neulich herunterladen wollte, musste feststellen, dass die App im Google Play Store nicht mehr verfügbar war. Google sperrte die App ausgerechnet unmittelbar vor dem Bundesliga-Auftakt.
Sperrung ohne Vorwarnung und ohne Angabe eines Grundes
Der Geschäftsführer hatte nun ein Problem. Zum Bundesliga-Auftakt ist die Nachfrage nach der App besonders groß und der US-Konzern verwehrte ihm den wichtigen Vertriebsweg über den Google Play Store. Ihm drohten erhebliche Umsatzeinbußen. Auch ließ ihm Google keine Chance, rechtzeitig zu reagieren: Die Sperrung erfolgte ohne Vorwarnung.
Sodann meldete sich Google bei Herrn Vygen über E-Mail. Die Entfernung der App beruhe auf einem Verstoß gegen Google-Play-Richtlinien. Der US-Konzern verwies auf seine Richtlinien für Entwickler. Die App sei aufgrund irreführenden Verhaltens vom Marketplace genommen worden. Konkreterer Angaben enthielt sich das Unternehmen aber, sodass Herr Vygen mutmaßen musste, woran es tatsächlich lag.
Entsperrung nach 24 Stunden
Nachdem Herr Vygen über den Google-Support Einspruch erhob, teilte ihm Google mit, eine Antwort sei nicht vor Ablauf von 72 Stunden zu erwarten. Zwar ist der Google Play Support bestimmt gut ausgelastet, weshalb eine Antwort Zeit in Anspruch nehmen mag. Ungeachtet dessen haben App-Entwickler aber ein berechtigtes Interesse daran, den Marketplace nutzen zu können. Dies gilt in besonderem Maße für Apps, die zu bestimmten Zeiten verstärkt heruntergeladen werden, wie etwa im hiesigen Fall einer Fußball-Tipp-App.
Zudem empfahl Google, die App im Google Play Store schlichtweg unter anderem Namen hochzuladen. Dies dürfte für die Praxis allerdings wenig hilfreich sein. Schließlich ist die App den Interessenten lediglich unter dem betreffenden Namen bekannt. Der Vertrieb unter anderem Namen würde den Firmennamen verwässern; zudem ist zweifelhaft, ob der Vertrieb unter anderem Namen gleich erfolgreich ist.
Schließlich gelang es dem Geschäftsführer, einen Kontakt mit Google herzustellen. Die App wurde nach 24 Stunden wieder entsperrt. Als Grund wurde angeführt, dass die türkische Übersetzung der App missverständlich gewesen sei.
Fazit
App-Entwickler und -Vertreiber haben im Falle der Sperrung im Google Play Store ein echtes Problem: Zunächst erfolgt die Sperrung ohne Vorankündigung. Den Betroffenen wird jede Möglichkeit genommen, rechtzeitig Maßnahmen zur Abwendung einer Play Store Sperrung zu ergreifen. Ist die Sperrung einmal erfolgt, ist es für Betroffene schwierig, zeitnah einen Ansprechpartner zur Behebung des Problems zu finden. Der Support behält sich seine Antwort nach Ablauf von 72 Stunden vor. Das ist viel Zeit für App-Vertreiber.
Zudem besteht ein Transparenz-Problem: Google teilt dem Betroffenen nicht mit, auf welchem Grunde die Play Store Sperrung beruht. Allgemeine Floskeln und Verweise auf die Google Play Store-Richtlinien lassen den Betroffenen im Ungewissen. Er hat Mutmaßungen anzustellen, um zielführende Maßnahmen zur Behebung des Problems ergreifen zu können.
Unabhängig davon, ob die Play Store Sperrung tatsächlich gerechtfertigt ist, kann der App-Vertreiber seine Apps über den Marketplace nicht mehr verkaufen. Die rigorose Sperrung – ohne vorherige Anhörung – führt dazu, dass das Problem zunächst beim App-Vertreiber liegt. Dies gilt sogar für den Fall, dass die Play Store Sperrung auf einer Fehleinschätzung Googles beruht. Dies hat weitreichende Folgen für die Vertreiber. Eine Sperrung kann leicht existenzbedrohend werden.
Aus diesen Gründen wäre es begrüßenswert, wenn Google auch die Interessen der App-Vertreiber berücksichtigen würde. So wäre es ein Leichtes für den US-Konzern, Betroffene vor der Sperrung auf den konkreten Grund hinzuweisen und sie anzuhören. Betroffene könnten rechtzeitig auf das Problem Googles reagieren. Auch Fehlentscheidungen Googles könnten dadurch vermieden werden.
Hinweis:
Ähnlich grob geht übrigens auch Amazon mit Amazon-Verkäufern um: