Schluss mit anonymen Diskussionen im FC-Brett
In seiner Wochenendausgabe (30./31. Januar 2010, S. 21 „Diskussion um das Forum“) berichtete der Kölner Stadtanzeiger über das Internetforum des 1. FC Köln (www.fc-brett.de). Der FC plane, nur noch Forumsbeiträge von Vereinsmitgliedern oder registrierten Mitgliedern des Fanprojektes zu veröffentlichen. Wer mitschreiben möchte ohne Mitglied zu sein, der könne sich nach Vorlage einer Kopie des Personalausweises registrieren lassen.
„Bislang erinnerte das „FC-Brett“ an eine Stadiontribüne, auf der Fans der unterschiedlichsten Disziplinen ihre Meinung kundtaten“ (aaO). Jetzt soll es raus aus der Anonymität gehen unter Protest und heftigster Gegenwehr der Forumsnutzer. Deshalb habe ein Fan Serverkapazitäten zur Verfügung gestellt. Es sei ein „Klon“ des bisherigen Forums erstellt worden und nun sei es an anderer Stelle – außerhalb der offiziellen Vereinsseiten – auf einem Server in den USA erreichbar. „Das hat mir den Glauben an das Internet zurückgegeben, sagte ein Stamm-Nutzer am Freitag“ (aaO).
Auch ich habe eine Meinung zu den Maßnahmen des FC:
Ich beglückwünsche den FC zu seinem Schritt und zeige vollstes Verständnis. Tatsächlich dürften die anonymen Diskussionen an das Gebrüll von Stadiontribünen erinnert haben. Dort sind die lauthals hinausposaunten Meinungsäußerungen gang und gäbe. Im vollen Stadion gehören sie zu jedem Fußballspiel dazu. Schließlich ist nahezu jeder Stadionbesucher ein Experte in Sachen Fußball und weiß auf jede kleinste Regung der Akteure auf dem Spielfeld besseren Rat als alle anderen im Stadion. So kennen wir es und lieben es. So wird es akzeptiert.
Glücklicherweise sind die Parolen im Stadion flüchtig. Kaum ausgesprochen versinken sie schon unter dem Gebrüll der Fans. Im Internet sieht es anders aus. Die Kommentare in Foren verflüchtigen sich nicht. Sie vervielfältigen sich sogar gerne im Netz. Und wenn dann die Grenzen der zulässigen Meinungsäußerung überschritten werden, möchte keiner die Verantwortung tragen. Dann sind die selbsternannten Experten ganz klein und unsichtbar. Da frage ich: Wo seid ihr alle? Ihr großen Fußballkenner? Ihr selbsternannten besseren Schiedsrichter? Warum steht ihr nicht zu euren Stadionsmeinungen? Habt ihr Angst davor, für eure Parolen zur Verantwortung gezogen zu werden?
Das ist feige!
Und wenn Fans behaupten den Glauben an das Internet zu verlieren, weil nicht mehr anonymisiert beschimpft, beleidigt und verleumdet werden kann, dann scheint bei diesen Fans ein großer grundlegender Irrtum bezüglich des geltenden Rechts im Internet vorhanden zu sein.
Es ist ein Armutszeugnis für echte Fans, wenn diese nicht das Rückgrat haben, zu ihren Meinungsäußerungen zu stehen und sich stattdessen auf die vermeintliche Anonymität im Internet stürzen und auf einer US-Seite verstecken möchten. Was ist bloß los mit Euch? (ro)